Ein Vormittag mit dem Schauspieler Philipp Hochmair
Den Wenigsten ist der Schauspieler Philipp Hochmair bekannt, bevor er für eine Sonderaufführung von Goethes „Werther“ am 15.12.2017 an unsere Schule kommt. Doch den Besuchern dieser Inszenierung wird er sicherlich im Gedächtnis bleiben.
So dürfen wir am Gymnasium Lilienthal einen in Österreich bereits sehr bekannten Schauspieler begrüßen. Philipp Hochmair studierte am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, spielte in verschiedenen Ensembles – wie auch am Wiener Burgtheater – und ist inzwischen ebenso in TV und Kino präsent. Noch am Abend zuvor spielt Hochmair in Wien und reist mit dem Flugzeug an. Doch diese Referenzen sind nur eine Hülle dessen, was wir zum Jahresabschluss in unserem Forum erleben dürfen:
Auf der Bühne sind kaum Requisiten erkennbar, Werther kommt in einer Camouflagehose, gehalten von einem Totenkopfgürtel, sowie einem einfachen Sacko auf die Bühne. Stellt man sich so einen modernen Werther vor? Es fällt nicht immer leicht, dem Text zu folgen; manche kennen die Textvorlage nicht.
Doch das kommt an: Ein Mann verliebt sich in die vergebene Lotte und so lange ihr Verlobter, Albert, nicht da ist, wird jeder Tag zum „Perfect Day“ (Lou Reed). Als Albert zurückkehrt, muss Werther die Stadt verlassen, weil er es nicht aushält. Über Minuten wird dieser Abschied hinausgezögert. Hochmair erzeugt dabei durch das Spiel mit den Anwesenden eine heitere Stimmung: „Tschüß Herr Friedrichsen und danke für´s Licht! Es war schön in Lilienthal, in Flowervalley“ oder „Viel Spaß bei der Nachbesprechung mit Frau Duisburg.“
Dann wird klar: Er kann nicht gehen, doch diese unerfüllte Liebe erzeugt in Werther ein unbändiges Chaos – dieses innere Erleben wird für das Publikum auch von außen betrachtet sichtbar: Werther ist verwirrt, redet so daher, dass man sich schämen möchte. Das alltägliche Kochen will nicht gelingen, der gesamte Salatkopf fliegt in dieser Szene durch den Raum, den Hochmair durch sein intensives Spiel für sich einzunehmen weiß.
Es erscheint alles so sinnlos, als schließlich der Hochzeitsmarsch gespielt wird und Werther klar wird, dass er verloren hat. Er besorgt sich eine Pistole und erschießt sich beinahe selbst – im Glauben, die Waffe sei nicht geladen gewesen. Die Welt bricht für ihn zusammen, was spätestens dann deutlich wird, als das Weinen kein Ende nehmen will: „29. August... 30. August... 31. August.... 32. August... [...] 50. August.“
Irgendwann muss Werther erkennen: „Ich will nur Lotten wieder näher, das ist alles. I want to go back to my Lotte.“ Aber es geht nicht. Nichts geht. Und so geht er dann doch. Mit einem Schuss.
Ein 70-minütiger Rausch geht in diesem Moment zu Ende und wird mit lautem Applaus belohnt. Eine kurze Fragerunde ermöglicht den Schülerinnen und Schülern etwas über den Schauspieler und sein Leben zu erfahren.
Herzlichsten Dank an Philipp Hochmair!
Außerdem ein großes Dankeschön an die Technik unter der Leitung von Sascha Friedrichs, die Mitorganisation von Frau Tams sowie Herrn Meisner, der in letzter Minute die Requisiten vervollständigte. Ein herzliches Dankeschön geht ebenso an unseren Starfotografen Herrn Egbers für die gelungenen Bilder. Auch unseren Hausmeistern und Sekretärinnen gilt der Dank für Antworten und Taten auf Fragen aller Art. (zur Bildergalerie)
Anna Duensing